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Milchpulver-Produktion: Energiebedarf gemeinsam im Netzwerk senken
Soll aus einer Flüssigkeit ein Pulver entstehen, erfordert der Prozess eine große Menge an Energie, so lehrt es die Schul-Chemie. Handelt es sich bei der Flüssigkeit um jährlich ca. 113 Mio. 1 Milch, ist der Energiebedarf also entsprechend hoch. Johann Einmüller, Assistent der Geschäftsführung bei den Milchwerken lngolstadt-Thalmässing eG, erklärt, wie er die energetischen Herausforderungen seines Unternehmens mithilfe eines REGlonalen Netzwerks für EnergieEffizienz (REGINEE) optimiert hat.
Seinen halben Arbeitstag verbringt Johann Einmüller damit, die Energieoptimierung in seinem Betrieb voranzubringen: „ Unsere verbrauchsintensiven Prozesse machen es erforderlich, Energie immer wirtschaftlicher bereitzustellen und effizienter zu arbeiten", sagt der Assistent der Geschäftsführung bei den Milchwerken lngolstadt-Thalmässing eG. Dies ist keine neue Entwicklung. Das Thema Energieeffizienz hat in der Branche immer schon einen hohen Stellenwert, weil Energie ein Kostentreiber in der Milchwirtschaft war und ist. Aber sich ändernde gesetzliche Vorgaben und Rahmenbedingungen verschärfen die Situation in regelmäßigen Abständen zusätzlich." Darum liegt Einmüllers Fokus auf der lokalen Bereitstellung von Energie sowie der Energierückgewinnung, vor allem am Standort Ingolstadt. Mithilfe eines Blockheizkraftwerks (BHKW) erzeugen die Milchwerke elektrische Energie und Wärme, die unmittelbar im Betrieb eingesetzt werden. Gekoppelt wird das BHKW mit dem Schichtwärmespeichertank mit einem Fassungsvermögen von bis zu 200.000 1 Wasser, in dem die Wärme für den laufenden Betrieb gespeichert werden kann. Sein Vorteil: Durch die Schichtung herrschen im Tank unterschiedliche Temperaturgrade. So kann Wasser mit einer Temperatur von 70 °C für den Vorlauf im BHKW genutzt werden. Temperaturen von 85 bis 90 °C werden dagegen für Herstellungsschritte wie Pasteurisieren oder Eindampfen gebraucht sowie für das Beheizen der Gebäude im Winter.
Die 1935 gegründeten Milchwerke sind ein Traditionsbetrieb und firmieren seit 1987, nach der Fusion mit der Molkereigenossenschaft Thalmässing, unter dem 14 deutsche-molkerei-zeitung.de In der Mischanlage entsteht die richtige Mischung für einwandfreies Milchpulver. aktuellen Namen. Die Heimatverbundenheit ernst nehmend, verarbeitet das Unternehmen ausschließlich Milch von 330 zertifizierten bayerischen Betrieben. Jeden Tag kommt der Tanksammelwagen und bringt die frische Milch zur Molkerei. Die natürlichen jahreszeitlichen Schwankungen in der Milchbeschaffenheit werden bei der Produktion des Milchpulvers durch die Zusammensetzung aus Voll- und Magermilch, Rahm sowie Milchpermeat ausgeglichen. Die Produktion läuft nach Standorten getrennt: Während in Ingolstadt ausschließlich walzengetrocknetes Milchpulver hergestellt wird, das als Grundlage vieler Pralinenkreationen von namhaften Herstellern dient, entstehen in Thalmässing Eis- und Shakegrundstoffe, die überwiegend an die Filialen einer bekannten amerikanischen Fast-Food-Kette geliefert werden.
Zur Herstellung des Milchpulvers am lngolstädter Standort wird die Milch eingedampft, wodurch sich der Anteil der Trockenmasse von 15 auf 45 % erhöht. Der gesamte Trocknungsprozess ist mit einem jährlichen Gasverbrauch von 19,4 GWh der energieintensivste am Standort Ingolstadt. Anschließend wird das Konzentrat auf Walzen getrocknet und durch ein Drehkolbengebläse mit viel Wind in Silos gefördert, bevor es abgepackt wird. Neben der Energie für die Dampferzeugung, beziehen die Milchwerke in Ingolstadt zusätzlich jährlich 6,4 GWh Gas für den Betrieb des BHKW sowie 1,6 GWh Strom. Am Standort Thalmässing werden jährlich 640.000 1 Heizöl und 1,7 GWh Strom verbraucht.
Gemeinsam Effizienzpotenziale entdecken
Weil die Suche nach Effizienzpotenzialen allein sehr mühsam ist, haben die Milchwerke im Jahr 2015 den Schritt gewagt und traten in das erste REGlonale Netzwerk für EnergieEffizienz - kurz: REGINEE Das unter hohem Energieeinsatz gewonnene Milchkonzentrat wird auf von innen beheizten Walzen getrocknet. - des Bundesverbands der Energie-Abnehmer e. V. (VEA) ein. Der Verband begleitete dieses Netzwerk, REGINEE München 1, während der regulären Laufzeit von vier Jahren. Ein REGINEE besteht aus acht bis zwölf Unternehmen, bei denen zu Beginn der Netzwerklaufzeit je nach Bedarf eine Effizienzberatung, ein Energieaudit nach DIN EN 16247-1 oder aber jährliche interne Audits gemäß DIN EN ISO 50001 durch einen VEA-Experten durchgeführt werden. Unabhängig davon, für welche Beratung sich die Teilnehmer entscheiden, liegt der Fokus immer auch auf der Optimierung von Querschnittstechnologien wie Kälte- und Wärmebereitstellung, Lüftungsanlagen, elektrische Antriebe, Beleuchtung und Drucklufterzeugung. Aus den ermittelten Energieströmen ließen sich Einsparpotenziale ableiten, die als Grundlage für eine Liste möglicher Maßnahmen dienten. Welche Maßnahmen in welchem Umfang umgesetzt wurden, entschied dann jedes Unternehmen für sich. Aus den anvisierten Maßnahmen summierte sich das Netzwerkziel. Einen erheblichen Teil trugen die Milchwerke lngolstadt-Thalmässing eG durch den Tausch des Dampfkessels am Standort Ingolstadt dazu bei. "Wir sparen allein durch den Tausch des Kessels im Jahr 1, 25 GWh ein", freut sich Johann Einmüller über die Effizienzsteigerung. Zusätzlich wurden auch die Motoren des Drehkolbengebläses erneuert. wünschten Thema, beispielsweise aus dem Bereich Energierecht, regulatorische Rahmenbedingungen oder Energiemanagement. Auf der Tagesordnung stehen außerdem auch immer Informationen zu aktuellen Entwicklungen auf dem Energiemarkt, Preisentwicklungen oder auch Meldepflichten, gefolgt von einem Betriebsrundgang: Da immer ein anderes Unternehmen Gastgeber des Treffens ist, erhalten die REGINEE-Teilnehmer so intensiven Einblick in die energetischen Herausforderungen jedes Unternehmens. Sie können neu umgesetzte Maßnahmen in Augenschein nehmen und erfahren, welche Einsparungen diese erzielen - oder eben auch nicht. Denn nicht immer sind es die Erfolgsgeschichten der Unternehmen, die den größten Lerneffekt für die anderen Teilnehmer haben. Oft lassen sich aus Misserfolgen die lehrreicheren Erfahrungen ziehen. Dieser Austausch über teilweise sensible Energiethemen erfordert Offenheit und Vertrauen unter den Netzwerkteilnehmern. Dies erzielt der VEA mit seinem Fokus auf Regionalität und lnterdisziplinarität. So vermeidet er direkte Konkurrenz, achtet aber auf energetische Vergleichbarkeit der Verbräuche. "Die Offenheit der Netzwerkteilnehmer untereinander, in allen Themen des Netzwerkes ist pures Gold wert", bringt es Johann Einmüller auf den Punkt.
Im Netzwerk voneinander lernen
Sich gegenseitig Ratschläge geben - damit tragen die teilnehmenden Unternehmen auch zum Erfolg der anderen bei. Welche Vorteile das konkret für die Unternehmen hat, zeigt sich am Beispiel LED: Weil die Luft in der Produktion der Milchwerke sehr feucht und warm ist und die Milchsäure manche Leuchtkörper angreift, hat das Unternehmen bisher von einem Leuchtmitteltausch abgesehen. Diese müssten öfter ausgetauscht werden, wodurch ihr Einsparvorteil verloren ginge. Ein anderes Unternehmen aus dem REGINEE München I zeigt ähnlich anspruchsvolle Produktionsbedingungen, hat aber die Umstellung auf eine speziellele LED-Sorte gewagt. Johann Einmüller ist gespannt, wie der Versuch verläuft: "Das ist für uns natürlich eine sehr komfortable Situation, unmittelbar mitzubekommen, ob der Leuchtmitteltausch die Ergebnisse erzielt, auf die wir hoffen. Dann würden wir den Umstieg auf LEDs demnächst auch in Angriff nehmen."
Auswertung am Ende der REGINEE-Laufzeit
Nach Ende der regulären Netzwerklaufzeit des REGINEE München I wurde ausgewertet und die erzielten Einsparungen der Unternehmen mit dem zu Beginn festgesetzten Netzwerkziel verglichen. Und das Ergebnis des REGINEE München 1 kann sich sehen lassen: Die Einsparungen von 10,2 GWh wurden im Rahmen der Netzwerklaufzeit vollumfänglich erreicht, das Ziel von 3.600 t C02 mit Einsparungen von mehr als 4.000 t sogar übertroffen. Allein die Milchwerke lngolstadtThalmässing eG konnten während der vier Jahre 3, 1 GWh sowie 704,2 t C02 einsparen. "Wir sind mit unserem Einsparergebnis sehr zufrieden. Und es trägt natürlich auch zur Motivation bei, zusammen mit acht anderen Unternehmen ein so gutes Netzwerkergebnis erzielt zu haben", zeigt sich Einmüller vom REGINEE-Konzept überzeugt.
Mit REGINEE zum Klimaschutz beitragen
Mit diesem hervorragenden Ergebnis tragen die Unternehmen auch zum Gelingen der bundesweiten Initiative Energieeffizienz- Netzwerke (IEEN) bei. Die Initiative ist Teil des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz (NAPE) und will von 2015 bis 2020 durch 500 Effizienz-Netzwerke Einsparungen von bis zu 75 PJ Primärenergie bzw. 5 Mio. t THG-Emissionen erreichen. Als Initiator von REGINEE unterstützt der VEA dieses Ziel. Der Verband berät seit über 65 Jahren mittelständische Unternehmen zu allen Fragen rund um das Thema Energie und sieht in REGINEE einen weiteren Weg, Unternehmen ihr Effizienzpotenzial aufzuzeigen. Er hat sich selbstverpflichtet, die Gründung von Netzwerken aktiv voranzutreiben und betreut zur Zeit bundesweit 18 Netzwerke. Deutschlandweit befinden sich weitere 16 deutsche-molkerei-zeitung.de Die Teilnehmer des REGINEE München I auf ihrem ersten Netzwerktreffen im Juli 2015. Fotos: VEA Das fertige Milchpulver wird abgepackt oder lose in Silozügen zu den Kunden transportiert. REGINEE in der Gründungsphase, um demnächst ihre Arbeit aufzunehmen. Einen würdigen Abschluss fand das REGINEE München I mit dem letzten Netzwerktreffen im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie am 25. Juli. Doch für die meisten Unternehmen ist es nur ein Abschied auf Zeit: Fünf Unternehmen haben bereits zugesagt, sich weiterhin für Energieeffizienz und die Senkung des eigenen COrFußabdrucks engagieren zu wollen und schließen sich einem anderen REGINEE an - die Mehrheit von ihnen dem REGINEE München I+, das im Herbst startet. Auch die Milchwerke haben bereits ihre Mitgliedschaft in diesem REGINEE zugesagt: ,,Für uns ist das eine logische Entscheidung. Wir brauchen auch weiterhin den Überblick im zunehmend undurchsichtigeren Energiedschungel, egal ob es sich dabei um Meldepflichten oder um Effizienzpotenziale handelt. Diesen Überblick bekommen wir durch die Teilnahme im REGINEE." Johann Einmüller freut sich schon darauf, in den kommenden vier Jahren auch weiterhin seinen halben Arbeitstag in die energetische Optimierung zu stecken.
Quelle: Torben Harms, M. Sch., VEA, dmz 16/2019