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Schwacher Literpreis trübt die Bilanz
Ingolstadt (DK) Der im zweiten Jahr in Folge schwächelnde Milchpreis machte den Milchwerken Ingolstadt-Thalmässing im Geschäftsjahr 2016 spürbar zu schaffen. Auf der Generalversammlung der als Goldmilch firmierenden Genossenschaft musste Geschäftsführer Karl Kunz jetzt einen Umsatzrückgang von sieben Prozent auf 50 Millionen Euro vermelden.
Schlechte Bilanz wegen schwachem Liter-Preis
Auch die Zahl der aktiven Lieferanten sei von 420 auf 390 zurückgegangen. Insgesamt seien deshalb 4,3 Millionen Euro weniger Milchgeld ausgezahlt worden, so Kunz in seinem Geschäftsbericht, den er am Freitag im Gasthaus Stangl den Mitgliedern vorstellte. Freilich ist von dem sich auf Talfahrt befindlichen Milchpreis und den damit gesunkenen Erlösen die gesamte Milchwirtschaft betroffen. Und das, obwohl die konjunkturelle Entwicklung Deutschlands insgesamt gut sei. So erfuhren sowohl der private Konsum bei “historisch niedrigen Produktpreisen” als auch das Exportgeschäft eine Belebung. Stagnierend sei hingegen der Verbrauch von Milchprodukten. Kunz führte dies auch auf Umstellungen in den Verbrauchergewohnheiten hin zu mehr veganer Ernährung zurück.
Der Jahresmilchpreis lag laut Kunz bei konventioneller Milch rund zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau. In Deutschland waren dies 26,5 Cent (2014: 38 Cent), in Bayern 28 Cent (2014: 39,1 Cent) für das Kilogramm. Bei Goldmilch ging der Milchpreis um 2,9 Cent zurück.
Mit 27,8 Cent habe man demnach das zweitschlechteste Ergebnis in den letzten zehn Jahren eingefahren. Somit habe die Genossenschaft zwar nur ein durchschnittliches Ergebnis im bayerischen Vergleich, aber ein überdurchschnittliches im deutschen Vergleich erzielen können und liege damit nach vorläufigen Ergebnissen hier im Vorfeld der Auszahlungspreise.
Für Vorstandsvorsitzenden Helmut Rottler blieb als Prognose für das laufende Jahr dennoch ein Lichtblick. Er gehe davon aus, dass ein Jahresmilchpreis zwischen 33 und 35 Cent ausbezahlt werden könne. Er gab aber auch zu bedenken, dass die Branche, trotz zeitversetzt weiter leicht ansteigender Preise, einer weiteren Krise entgegensehe und beklagte in dem Zusammenhang zunehmende Bürokratie und Auflagen (siehe Kasten). Entscheidend für die weitere Entwicklung sei neben den Absätzen in der EU vor allem der Export in Drittländer. Hier seien hauptsächlich die weltwirtschaftliche politische Stabilität sowie die Währungsrelation von Euro und Dollar maßgeblich, hieß es.
Die verarbeitete Milchmenge bei Goldmilch betrug fast 127 Millionen Kilogramm und lag damit etwa auf Vorjahresniveau. Etwas über 14 Millionen Kilogramm wurden von anderen Molkereien zugekauft. Drei Viertel des Umsatzes wurden in Deutschland realisiert. Bei den Investitionen agierten die Milchwerke zurückhaltend. So wurden laut Kunz in Ingolstadt und Thalmässing nur die notwendigsten Maßnahmen für rund 1,2 Millionen Euro durchgeführt. Goldmilch liefert hauptsächlich Milchpulver für die europäische Schokoladenindustrie sowie Shake- und Eisgrundstoffe für McDonalds und erwirtschaftet so 93 Prozent des Umsatzes.
Kartellamt legt sich mit Genossenschaften an
Ingolstadt (mbl) “Das Jahr 2016 war aus Sicht der Milcherzeugung sehr schwierig und ging mit entsprechend niedrigen Milchpreisen einher”, sagte Goldmilch-Geschäftsführer Karl Kunz vor der Versammlung im Gespräch mit dem DK. Positiv zu bewerten sei jedoch die derzeitige Marktentwicklung nach oben. “Zwar nicht so weit wie erhofft, auf 40 Cent pro Liter, aber wir gehen davon aus, dass wir zumindest in Richtung 36 Cent in der Auszahlung gelangen.”
Probleme bereite derzeit vielmehr der seit Mitte März vorliegende Sachstandsbericht des Bundeskartellamts, der sich mit den Lieferbeziehungen zwischen Milchbauern und Molkereien in den Genossenschaften beschäftige. Das Bundeskartellamt bewertet diese als wettbewerbsrechtlich bedenklich und will sie deshalb ändern. “Das stellt uns vor neue Herausforderungen, denn eine Umsetzung des Sachstandberichts hätte massive Einschnitte in die genossenschaftlichen Lieferbeziehungen zur Folge. Das möchten wir so weit wie möglich verhindern, weil wir darin keinen Vorteil für den milchwirtschaftlichen Betrieb oder den Landwirt sehen, wenn die Lieferstrukturen zerstört werden”, so Kunz.
Von Michael Brandl (Donaukurier, 01.04.2017, S.31)