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Bayern behauptet seine Spitzenposition
2024 übertraf der Milchpreis in Bayern das dritte Jahr in Folge die 50-Cent-Marke. Daran könnten sich die Milchviehhalter gewöhnen – wären da nicht die steigenden Kosten.
Die Milchviehbetriebe in Bayern freuten sich im vergangenen Jahr über kontinuierlich steigende Preise für ihren gentechnikfrei oder konventionell erzeugten Rohstoff. Der AMI-Vergleichspreis für diese Milcharten betrug im Jahresschnitt 50,16 ct/kg.
Das bereits hohe Vorjahresniveau wurde dennoch nicht gehalten. Der Rückstand gegenüber den Rekordpreisen von um die 60 ct/kg, die über den Jahreswechsel von 2022 auf 2023 in Bayern gezahlt wurden, war im ersten Quartal 2024 einfach zu hoch. Im bundesweiten Vergleich wurde dennoch ein Spitzenergebnis erzielt.
Allerdings nimmt die Differenzierung der Milchströme immer weiter zu, nicht zuletzt durch die Einführung der Bezahlung für Tierwohl: Es gibt Milch mit oder ohne Verzicht auf gentechnikfrei erzeugte Futtermittel sowie solche mit besonderen Anforderungen an die Haltung und den entsprechenden Siegeln für die Haltungsformstufen (HF) 2, 3 oder 4. Die AMI nimmt alle diese verschiedenen Milcharten unter die Lupe berechnet separate Vergleichspreise.
Allen ausgewiesenen Preisen ist gemeinsam, dass sie für eine Milch mit 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß sowie für bestimmte Liefermengenklassen gelten – im Text jeweils für eine Jahresanlieferung von 500 t. (s. Kasten „So haben wir gerechnet“).
60 ct/kg – bayerische Molkereien zahlten Rekordpreise für Milch.
So fielen die Preise in Bayern im Jahr 2024 je nach Milchstrom aus:
- Der AMI-Vergleichspreis für gentechnikfrei erzeugte Milch in der Standardvariante, d. h. bis Haltungsform 2, betrug 49,78 ct/kg. Im AMI-Milchpreisvergleich machte diese Milchart 2024 in Bayern rund 73 % aus.
- Wurden Kriterien nach Haltungsformstufe 3 eingehalten, lag der AMI-Vergleichspreis bei 52,49 ct/kg. Für sechs bayerische Unternehmen konnte die AMI einen Vergleichspreis für HF-3 Milch berechnen. Sie stehen für 9 % der betrachteten Milchmenge in Bayern. Neben diesen sechsen haben weitere Molkereien in Bayern im vergangenen Jahr mit der Bezahlung nach Haltungsformstufen begonnen.
- Damit die AMI ein Jahresergebnis berechnen kann, müssen für die jeweiligen Milcharten jedoch zwölf Milchgeldabrechnungen von Januar bis Dezember vorliegen, was oftmals noch nicht der Fall war. So nimmt die AMI gerne neue Melder auf, die ihr die entsprechenden Abrechnungen zur Verfügung stellen.
- Preise für HF 4 hat die AMI nur bei zwei Molkereien gefunden, dies waren die Naabtaler Milchwerke GmbH & Co. KG Privatmolkerei Bechtel sowie die Würzburger Milchwerke GmbH, wobei die Milch teils auch über die Landesgrenzen hinweg erfasst wird.
- Ein verschwindend geringer Anteil der Milch in Bayern stammte im vergangenen Jahr aus rein konventioneller Fütterung. Die AMI hat lediglich Preise für die Frischli Milchwerke GmbH & Co. Huber OHG und die Milchwerke Ingolstadt-Thalmässing eG mit Sitz in Bayern berechnet.
Ausschlaggebend für den Preisauftrieb auf der Erzeugerseite waren die festen Entwicklungen an den Märkten für Milch und Molkereiprodukte. Dazu trugen das reduzierte Milchaufkommen in Deutschland, der wachsende Markt für Käse, eine erholte Nachfrage der privaten Haushalte sowie die Erholung des globalen Handels mit Molkereiprodukten bei.


Milchfett war knapp und teuer
In Deutschland waren die Molkereien mit niedrigen Anfangsbeständen an Butter in das Jahr 2024 gestartet, womit das Angebot zu Jahresbeginn knapp ausfiel und auch im weiteren Verlauf bleiben sollte. Zusammen mit der hohen Nachfrage nach Käse stieg der Milchfettbedarf. Trotz der monetären Anreize durch die hohen Auszahlungspreise von bundesweit über 45 ct/kg ab dem Frühjahr lag das Rohstoffaufkommen in der zweiten Jahreshälfte deutlich unter dem Vorjahresniveau. Hierzu trug vor allem die sich von Nordwesten über Deutschland ausbreitende Blauzungenkrankheit bei. Gleichzeitig war die wenige Rohmilch auch noch arm an Fett. Als Folge stiegen die Preise für Industrierahm und Butter auf neue historische Höchstwerte. Entgegen der Preishausse bei Milchfett blieben die Notierungen für Eiweiß im Jahresvergleich auf niedrigem Niveau stabil. Mangels Nachfrage im In- und Ausland kam der Markt für Magermilchpulver nicht in Schwung.
Goldsteig ist bundesweit die Nummer eins
Die höchsten Preise zahlten im Jahr 2024 die Molkereien in Süddeutschland, so die AMI-Ergebnisse. Sie behaupteten mit dem Schwerpunkt auf Markenprodukten und Käsespezialitäten ihren Platz an der Tabellenspitze. Dementsprechend kamen die Topauszahler erneut allesamt aus dem Süden der Republik.

Bundesweiter und damit auch bayerischer Spitzenreiter bei der gentechnikfrei erzeugten Standardmilch, d. h. bis Haltungsform 2, waren das zweite Jahr in Folge die Goldsteig Käsereien Bayerwald GmbH. Die Genossenschaft ist bekannt für hohe Nachzahlungen und zahlte für die Standardmilch aus gentechnikfreier Fütterung 52,03 Cent/kg. Mit dem Verkauf von Mozzarella, Emmentaler & Co. konnte die Genossenschaft das bereits gute Vorjahresergebnis im Jahr 2024 noch verbessern, was sich für die Lieferanten auszahlte.
Gleich hinter dem Käsespezialisten aus Ostbayern reihten sich im bundesweiten Ranking zwei baden-württembergische Genossenschaften ein, die ebenfalls einen Schwerpunkt im Käsegeschäft haben. Dies waren die Milchwerk Crailsheim-Dinkelsbühl eG mit 50,98 ct/kg und die Milchwerke Schwaben eG. Letztere teilte sich den Bronzerang allerdings preisgleich mit der Hofmeister Käsewerk GmbH & Co. KG mit seinem Standort im bayerischen Moosburg. Bei beiden Unternehmen lag der AMI-Vergleichspreis bei 50,26 ct/kg.

Neben Goldsteig und Hofmeister zahlten weitere fünf bayerische Molkereien im vergangenen Jahr einen Preis oberhalb von 50 ct/kg für die gentechnikfrei Standardmilch aus. In Nordbayern war dies die Milchwerke Oberfranken West eG mit 50,13 ct/kg. Die weiteren stammen aus dem Allgäu. Dies sind die Karwendel-Werke Huber GmbH & Co. KG mit 50,03 ct/kg, die Molkerei Alois Müller GmbH & Co. KG aus Altusried mit 50,07 ct/kg, am Standort Lauben die Käserei Champignon, Hofmeister GmbH & Co. KG mit 50,13 ct/kg sowie die Edelweiss GmbH & Co. KG mit 50,16 ct/kg. Damit liegen alle denkbar knapp beieinander.
Haltungsform auf dem Vormarsch
Milchviehbetriebe, die nach Prüfsiegeln wie QM++, DLG-Silber oder dem Tierschutzlabel auditiert sind, erhielten Zuschläge von zumeist 3,0 Cent für den zusätzlichen Aufwand. Alle kamen damit auf einen Vergleichspreis oberhalb von 50 ct/kg.
Für QM++ Milch zahlte die Zott SE & Co. KG 53,01 ct/kg und die Hochland Deutschland GmbH für DLG-Silber 52,99 ct/kg. Einige Molkereien erfassen Milch aus verschiedenen Programmen und zahlen dann allen auditierten Lieferanten den gleichen Preis. Bei der Molkerei Gropper GmbH & Co. KG lag der HF-3 Preis bei 52,57 ct/kg, bei der Milchhof Albert GmbH & Co. KG bei 51,33 ct/kg. Die Naabtaler Milchwerke GmbH & Co. KG Privatmolkerei Bechtel kommt ohne Nachzahlung auf 51,72 ct/kg für HF-3 Milch.

Ihren Lieferanten, die die höheren Standards für HF-4 Milch einhielten, zahlte das Unternehmen aus Nordbayern Preise von 53,94 ct/kg für DLG-Gold und 54,71 ct/kg für das Tierschutzlabel in der Premiumstufe, auch dies noch ohne Nachzahlung.
Bayern stellte auch bei der rein konventionell erzeugten Milch, d.h. ohne Verzicht auf gentechnikfreie Futtermittel, den bundesweiten Spitzenreiter.
Bei konventioneller Milch punktet Ingolstadt
Dies war 2024 ebenfalls das zweite Jahr in Folge die Milchwerke Ingolstadt-Thalmässing eG. Unter allen in der konventionellen Produktionsschiene bundesweit betrachteten 25 Molkereien war die Genossenschaft aus Südbayern die einzige, deren Vergleichspreis den Sprung über die 50-Cent-Marke schaffte, auch wenn Umsatz und Milchpreis im vergangenen Jahr leicht rückläufig waren. Zwei Drittel der Milch gehen unter der Marke Goldmilch als Vollmilch- oder Sahnepulver in die Schokoladenindustrie und hier stockte der Absatz aufgrund der hohen Kakaopreise.
Milchpreise sind 2025 auf Rekordjagd
Die Erzeugerpreise für Kuhmilch haben im ersten Halbjahr von 2025 ihren Aufwärtstrend fortgesetzt. Lediglich der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Deutschland ließ die Molkereien im Januar vorsichtig agieren - viele hatten daher mit Risikoabschlägen beim Milchgeld gearbeitet. Der Milchmarkt erholte sich nach anfänglichen Verwerfungen aufgrund von Importstopps jedoch schnell und Mitte April erlangte Deutschland den Status „frei von MKS“ zurück.
Bereits seit Jahresbeginn liegen die Auszahlungsleistungen der Molkereien im bundesweiten Schnitt über der 50-Cent-Marke. Bis zur Milchspitze im Mai ging es in kleinen Schritten aufwärts. Dabei trotzten die Erzeugerpreise den Entwicklungen an den Produktmärkten, denn diese zeigten teils die üblichen saisonalen Schwächen. So sank die Leitverwertung aus Magermilchpulver und Butter bis Mai auf 49,00 ct/kg, Spotmilch auf 40,90 ct/kg. Nach dem Überschreiten der Milchspitze Mitte Mai erholten sich zunächst die Rohstoffmärkte und dem folgend auch die Notierungen für die Weiterverarbeitungsprodukte.

Zunächst steht um die Jahresmitte die üblicherweise ruhige Sommerpause an den Milchmärkten an, ab Herbst sollte eine anziehende Nachfrage zu neuen Impulsen führen. Zumal das Rohstoffaufkommen nicht nur saisonal, sondern auch wegen der Gefahr einer erneuten Ausbreitung der Blauzungenkrankheit gedämpft ausfallen dürfte. Unwägbarkeiten gehen von den geopolitischen Konfliktherden sowie der unberechenbaren Zollpolitik der USA aus. Soweit dies nicht zu Verwerfungen am Milchmarkt führt, spricht alles für stabile bis weiter steigende Milcherzeugerpreise.
Aller Voraussicht nach wird das Jahresergebnis 2025 in Bayern sogar noch das bisherige Allzeithoch aus dem Jahr 2022 übertreffen. Dieses betrug nach dem amtlichen Standard mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß 51,85 ct/kg für konventionell/gentechnikfrei erzeugte Milch.
Preisvergleich: So geht die AMI bei ihren Berechnungen vor
Alle Preisangaben beim AMI-Milchpreisvergleich beziehen sich, soweit es nicht anders vermerkt ist, auf gentechnikfrei erzeugte Milch mit 4,2 % Fett und 3,4 % Eiweiß sowie eine Jahresanlieferung von 500 t.
Die AMI-Experten unterscheiden bei ihrem Vergleich konventionell, gentechnikfrei und ökologisch erzeugte Milch, ebenso wie Weidemilch, Heumilch, Bergbauernmilch oder Milch nach Haltungsformstufen.
In den ausgewiesenen Preisen für Milcharten mit besonderen Anforderungen an die Erzeugung sind die dafür gezahlten Zuschläge in voller Höhe enthalten.
Anders verhält es sich mit den Zuschlägen für Nachhaltigkeitsprogramme. Hier ist der durchschnittlich gezahlte Zuschlag für Nachhaltigkeit im Preis berücksichtigt.
Quelle: Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt Juli 2025 | Autor: Dr. Kerstin Keunecke, AMI









