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Goldmilch: Eine Ära geht zu Ende
Einmüller folgt auf Kunz: Bisheriger Direktionsassistent übernimmt Posten des Geschäftsführers
Ingolstadt - Bei der Milchwerke Ingolstadt-Thalmässing eG (Goldmilch) geht eine Ära zu Ende: Nach 33 Jahren bei dem genossenschaftlichen Unternehmen, davon die letzten 30 Jahre als Geschäftsführer, scheidet Karl Kunz im August aus dem aktiven Dienst aus und geht in die Freistellungsphase der Altersteilzeit.
Wechsel in der Goldmilch-Geschäftsführung (von links): stellvertretender Geschäftsführer Rudolf Wöhrl, der neue Geschäftsführer Hans Einmüller, der scheidende Geschäftsführer Karl Kunz und Vorstandsvorsitzender Helmut Rottler. Foto: Schmidl
Bereits mit Wirkung zum 1. Juli wurde Hans Einmüller - seit 2012 Direktionsassistent von Kunz - zum neuen Geschäftsführer bestellt, wie Goldmilch-Vorstandsvorsitzender Helmut Rottler in Ingolstadt sagte.
"Wir freuen uns über die interne Lösung", so Rottler, der Einmüller als das künftige "Aushängeschild" der Molkereigenossenschaft bezeichnete. Der 34-jährige neue Geschäftsführer wiederum sah in seiner Bestellung eine "Ehre und Wertschätzung" ihm gegenüber.
Auch Kunz hatte seine berufliche Laufbahn 1988 als Direktionsassistent bei Goldmilch begonnen. Jetzt kann er Rottler zufolge "ein gut bestelltes Haus" übergeben. Die Amtszeit des jetzt 61-jährigen Kunz war geprägt vom Strukturwandel in der Milcherzeugung und -verarbeitung, aber auch von der Quotenregelung im Milchbereich, die erst 2015 abgeschafft wurde. So haben Kunz zufolge in den vergangenen gut 30 Jahren etwa 80 Prozent der Milcherzeuger aufgegeben, und Goldmilch ist "die einzige verbliebene eigenständige Molkerei in der Region". Gab es Ende der 80er-Jahre in Deutschland noch 280000 Milcherzeuger, sind es laut Kunz heute nur noch 55000. In Bayern ist ihre Zahl im gleichen Zeitraum von 120000 auf 28000 zurückgegangen. Die im Jahr 1987 - und damit kurz vor seiner Zeit - erfolgte Fusion der Ingolstädter mit der Molkereigenossenschaft Thalmässing sei dem Unternehmen angesichts der folgenden Entwicklung in der Branche "sehr gelegen" gekommen, sagte Kunz, ebenso die Erweiterung des Einzugsgebiets durch die Fusion mit der Molkereigenossenschaft Langquaid 1993 und die Übernahme der Lieferanten der Molkerei Schweiger in Riedenburg 1994. Denn auch die Zahl der Milcherzeuger, die Goldmilch beliefern, sei deutlich gesunken: von 2000 nach der Fusion mit Thalmässing auf jetzt 300.
Doch die Zeit der Geschäftsführung von Kunz war auch geprägt von der Entwicklung weg von der klassischen Milchversorgung - also vom Hersteller von Frischprodukten wie Butter, Joghurt und Sahne, was laut Kunz ab den 90er-Jahren nach und nach eingestellt wurde - hin zu zwei spezialisierten Standorten. In Ingolstadt wird mittlerweile ausschließlich walzengetrocknetes Milchpulver für die Schokoladenindustrie, in Thalmässing werden ausschließlich Shake- und Eisgrundstoffe vor allem für McDonald's Deutschland hergestellt.
Neben dieser Spezialisierung heben die Goldmilch-Verantwortlichen auch hervor, dass beide Standorte auf einen "technisch guten Stand" gebracht worden seien. Thalmässing sei 2003 bis 2005 erneuert und erweitert, Ingolstadt zwischen 2011 und 2013 komplett saniert worden.
Dass Goldmilch keine Produkte mehr an den Einzelhandel liefert, sieht Vorstandsvorsitzender Rottler als Vorteil. Denn damit sei die Genossenschaft bei den Preisen nicht dem "Regal-Preisdumping" unterworfen.
Einmüller, der seinen beruflichen Werdegang 2004 bei Goldmilch begann, sieht als künftige Herausforderungen die Rohstoffsicherheit und die immer höheren Auflagen in der Landwirtschaft. Durch die sinkende Zahl an Landwirten werde immer weniger Milch in Deutschland erzeugt, so dass die Gefahr drohe, dass Milch für die Produkte im Ausland zugekauft werden müsse. Als größeres Projekt in den kommenden Jahren nennt der neue Geschäftsführer zudem die strategische Entwicklung des Standorts Thalmässing und als "eines der vorrangigen Ziele" den Erhalt der Eigenständigkeit von Goldmilch.
Unterstützung bekommt Einmüller bei den anstehenden Aufgaben von "Goldmilch-Urgestein" Rudolf Wöhrl, der zum stellvertretenden Geschäftsführer und Prokuristen bestellt wurde. Der 53-Jährige ist seit 1990 bei dem Unternehmen und seit 2012 Leiter des Werks Ingolstadt.
Quelle: DK - Norbert Schmidl