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Goldmilch für die Schokolade
Von den acht bayerischen Milchgenossenschaften sind die Milchwerke Ingolstadt-Thalmässing eine der Kleinen. Doch Qualitätsarbeit und Spezialisierung machte sie zu einem erfolgreichen Unternehmen.
Milchwerke Ingolstadt-Thalmässing: Die Spezialisierung auf Milchpulver für die Schokoladen- und Eisherstellung war erfolgreich. Bild: Helga Gebendorfer
Die Milchwerke Ingolstadt-Thalmässing sind eine extrem spezialisierte Molkerei, die 75,8 % ihres Umsatzes mit der Produktion von Vollmilch- und Sahnepulver für die deutsche und europäische Schokoladenindustrie erwirtschaftet. Zweiter Schwerpunkt sind Shake- und Eisgrundstoffe, die überwiegend für McDonald‘s hergestellt werden. Dieser Absatzkanal steuert 22,4 % des Umsatzes bei.
Die Marke „Goldmilch“ ist europaweit bekannt für ihr hochwertiges Sahne- und Vollmilchpulver. „Unsere Molkerei läuft sehr gut“, sagt deshalb nicht ohne Stolz der Vorstandsvorsitzende Helmut Rottler und ergänzt: „Das Ergebnis spricht für sich, wir können etwas, das andere nicht können“.
Spezialisierung auf Sahne- und Vollmilchpulver
Maßgebliche Schritte für die positive Entwicklung von Goldmilch trug Direktor Dr. Karl Kunz bei, der fast 35 Jahre die Geschäfte führte und nun in den Ruhestand verabschiedet wurde. Eine wichtige Grundlage war aus seiner Sicht die Rohstoffsicherung, vor allem im Hinblick auf die Fusion mit dem Werk in Thalmässing 1987.
Einen weiteren Meilenstein stellte die Umstellung des Produktportfolios dar. So erfolgte Mitte der 1990-er Jahre das Ende der Herstellung von Frischprodukte und die Spezialisierung auf Vollmilch- und Sahnepulverproduktion. „Denn es war absehbar, dass wir mit zu geringen Mengen nicht auf dem Markt bestehen können“, erklärt Kunz. Schließlich war der Genossenschaftsgedanke mit Auszahlung des bestmöglichen Milchpreises immer ein Anliegen, was mit wenigen Ausnahmen im Wesentlichen recht gut gelungen ist. Das bekräftigt auch sein Nachfolger Johann Einmüller. Goldmilch erzielte in der Vergangenheit fast immer einen Milchauszahlungspreis über dem bayerischen und deutschen Niveau.
Netto-Milchpreis für 2022 von 57,2 ct/kg
Aber das Jahr 2022 stellte wie viele andere auch die Milchwerke Ingolstadt-Thalmässing vor große Herausforderungen. „Doch trotz Corona und Ukraine-Krieg war es ein gutes Jahr für unsere Genossenschaft“, zieht Einmüller Bilanz. Auf Ebene der Milcherzeugerpreise, sowohl in Deutschland als auch in der EU-27, wurde das Jahr von durchgängig festeren Tendenzen gekennzeichnet. Während die Absätze im LEH und Export abnahmen, stiegen sie im Food Service.
Aufgrund der guten Marktlage konnte die Milchwerke Ingolstadt-Thalmässing eG einen Netto-Milchpreis von 57,2 ct/kg, inklusive 1,8 ct/kg Nachzahlung zuzüglich Mehrwertsteuer erwirtschaften. Bei Goldmilch stieg der durchschnittliche Milchpreis um 19,5 Cent oder 51,7 % an.
Goldmilch beschäftigt derzeit 64 Vollzeitarbeitskräfte und 13 Teilzeitarbeitskräfte. Das Unternehmen verarbeitete 2022 insgesamt 139,9 Mio. kg Milch, was pro Tag rund 383 300 kg entspricht und um 5,1 % über dem Vorjahr lag. Die Gesamtproduktion der Molkerei betrug 40 754 t (+ 3,7 %) – Milchpulver 15 289 t (+5,5 %), Bag-in-Box-Produkte 25265 t (+9,9 %) sowie Rahm- und Milchversand 200 t (-89,1 %).
288 Lieferanten liefern 120 Mio. kg Milch
Am Jahresende gehörten der Genossenschaft 395 Mitglieder, davon 288 Lieferanten mit einem gültigen Zertifikat für QM-Milch, an. Diese lieferten 120,7 Mio. kg Milch. 19,2 Mio. kg Milch wurden von anderen Molkereien zugekauft – überwiegend als Magermilchpermeat zur Eiweißstandardisierung beim Milchpulver. Die durchschnittliche Anlieferung je Lieferant erhöhte sich auf 419 392 kg Milch.
Betriebsaufgaben von großen Milcherzeugern mussten auch dieses Jahr hingenommen werden. Es wurden neue Betriebe aufgenommen, um die Rohstoffbasis zu erhalten.
Situation in der Lieferkette verbessert
Der Gesamtumsatz bei Goldmilch betrug 92,5 Mio. € und lag um 44 % über dem Vorjahr. 98,2 % des Umsatzes wurden in Deutschland, 1,6 % im EU-Binnenmarkt und 0,2 % außerhalb der EU realisiert.
Das Produktionsprogramm der Genossenschaft ist auf die Herstellung von walzengetrocknetem Milchpulver sowie Shake- und Eisgrundstoffen ausgerichtet. Beim Milchpulver konnte der Absatz etwas gesteigert werden, bei den Shake- und Eisprodukten konnte ebenfalls eine Absatzsteigerung erzielt werden. Überschüssige Mengen werden versendet, wobei der Anteil 2022 deutlich gesunken ist.
Und wie geht es weiter? Die allgemeine Situation in der Lieferkette verbessert sich nach und nach. Die Milchanlieferungen in Deutschland liegen aktuell deutlich über dem Vorjahr, wodurch mehr Milch verfügbar ist. Allerdings ist der Nachteil, dass diese aber derzeit nicht benötigt ist. Die Absatzsituation ist deutlich angespannt, vor allem im Bereich des Exports von Trockenmilchprodukten. In allen Bereichen ist das Angebot aktuell höher als die Nachfrage, was zu deutlichen Preisreduktionen und schnell sinkenden Milchpreisen führt. „Wir werden im 3. Quartal vermutlich auf 45 Ct oder eventuell sogar darunter kommen“, meint der Geschäftsführer,. Weiterhin könne man Probleme, die durch den Ukraine-Krieg verursacht werden, und deren Auswirkungen derzeit nicht abschätzen.
Quelle: BLW Helga Gebendorfer