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Milchmarkt 2025: Unsicher, aber stabil
Im laufenden Jahr bestimmen Herausforderungen wie MKS oder Handelsunsicherheiten den Markt. Die Milchanlieferung ist weiter rückläufig.
Tierseuchen und Handelskonflikte halten den Milchmarkt 2025 in Atem. Doch dieser behauptet sich gegen all die Unwägbarkeiten. Bei gedämpfter Milchanlieferung haben die Erzeugerpreise für Milch leicht zugelegt, immer das neue Allzeithoch fest im Blick.
Der Milchmarkt zeigte sich in der ersten Jahreshälfte von 2025 insgesamt robust. Hierzu trug vor allem das gedämpfte Rohstoffaufkommen in Deutschland bei, das deutlich hinter dem Vorjahresniveau zurückblieb. Das schränkte die Verfügbarkeit in den Molkereien ein, die ihre Lagerbestände oftmals nicht in gewünschtem Umfang aufbauen konnten. Der Rohstoff wurde aufgrund der hohen Nachfrage bevorzugt in die Käsereien gelenkt.
Mit den steigenden Milchmengen bis zum Saisonhoch im Mai kam es bei den Verarbeitungsprodukten teilweises zu Preisrücknahmen, was jedoch zu dieser Jahreszeit durchaus üblich ist.
Für einen kräftigen Dämpfer sorgte zu Jahresbeginn der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) in Deutschland. Da es jedoch bei einem Fall blieb, entspannte sich die Lage schnell. Zudem sorgte die sprunghafte Zollpolitik des amtierenden US-Präsidenten im internationalen Handel für Unruhe. Da viele Ankündigungen aber zunächst wieder ausgesetzt wurden, hielten sich die Auswirkungen bis zur Jahresmitte in Grenzen.
Milchangebot in Deutschland ist knapp
Die Milchanlieferung in Deutschland wird im Jahr 2025 voraussichtlich niedriger ausfallen als 2024: In den ersten fünf Monaten belief sich der Rückstand auf rund 2,0 %. Ursachen hierfür sind die reduzierten Kuhzahlen sowie die Spätfolgen der Blauzungenkrankheit. Fruchtbarkeitsstörungen und infektbedingte Aborte hatten zu einem geringen Aufkommen an Kälbern geführt.
Daneben dämpfen Umwelt- und Tierschutzauflagen, langwierige Genehmigungsverfahren und Arbeitskräftemangel das Produktionspotenzial, trotz der hohen Auszahlungspreise. In der zweiten Jahreshälfte von 2025 wird sich der Rückstand gegenüber dem Vorjahr sukzessive verringern. Ausschlaggebend hierfür ist das durch die Blauzungenkrankheit bedingt ausgesprochen niedrige Ausgangsniveau im Vorjahr. Im Jahresvergleich dürfte das Milchaufkommen 2025 nach Schätzung der AMI um rund 1 % unter dem von 2024 liegen.
EU-weit ist das Niveau der Milchanlieferung stabil
Das Milchaufkommen in der EU wird hingegen voraussichtlich stabil zum Vorjahr ausfallen, da sich expansive und rückläufige Tendenzen gegenseitig ausgleichen dürften. In einigen milchreichen Ländern wie Deutschland und den Niederlanden lag die Anlieferung in den ersten fünf Monaten des Jahres 2025 unter dem Vorjahresniveau, in Polen und in Irland hingegen darüber. In Frankreich entwickelten sich die Mengen sehr unterschiedlich und lagen abwechselnd unter und über dem entsprechenden Vorjahresniveau. Auch die FAO geht ihn ihrem jüngsten Outlook von Juni 2025 von einer stabilen Milcherzeugung in der EU aus.
Weltweit zeigen sich expansive Tendenzen
Die globale Milcherzeugung wird laut FAO im laufenden Jahr weiter zunehmen, vornehmlich in den Schwellenländern. Aber auch weitere wichtige Exportnationen von Molkereiprodukten steuern im Jahr 2025 auf eine höhere Milchproduktion zu. Das ist sowohl in den USA, Neuseeland, dem Vereinigten Königreich als auch in Argentinien der Fall. Für mindestens stabile Preise bedarf es daher einer steigenden Nachfrage, um die zusätzlichen Mengen aufzunehmen. Der erhöhte Importbedarf Chinas dürfte sich hier als förderlich erweisen.
In preislicher Hinsicht war das erste Halbjahr von 2025 in Deutschland von einer uneinheitlichen Entwicklung geprägt. Die Rohstoffmärkte tendierten rund um Ostern schwächer, nach dem Überschreiten der Milchspitze zogen die Preise hingegen erneut an.
Für neue Unsicherheiten sorgten im Juli einzelne Fälle der Lumpy Skin Disease (LSD) in Italien und Frankreich. Italien ist ein wichtiger Abnehmer von Rohmilch und der Export dorthin schwächelte kurzzeitig.
Butter und Käse waren nach wie vor rege gefragt, wenn auch die Käufer bei Blockbutter teils abwartend agierten. Aufgrund des hohen Preisniveaus und des starken Euros war Butter aus Deutschland am Weltmarkt oft nicht wettbewerbsfähig. In der Folge gab es teils leichte Preiskorrekturen nach unten. Magermilchpulver hingegen ging nur schwer in den Markt, wodurch die Preise Monat für Monat nachgaben. Dem folgend ging die Leitverwertung aus Butter und Magermilchpulver stetig zurück. Erst im Juni stieg sie erneut an, im Juli zeichneten sich bis Redaktionsschluss stabile Tendenzen ab.
Insgesamt bewegten sich die Preise für die Verarbeitungsprodukte, mit wenigen Ausnahmen, oberhalb ihrer langfristigen Mittelwerte. Das stützte auch die Preise auf Erzeugerebene.
Molkereien zahlen 50 Cent und mehr
Vor dem Hintergrund des gedämpften Milchaufkommens und des Wettbewerbes um den Rohstoff legten die Erzeugerpreise für Rohmilch im ersten Halbjahr stetig zu und das ausgehend von einem Niveau jenseits der 50 ct-Marke im Januar. Im Schnitt der ersten fünf Monate von 2025 zahlten die Molkereien in Deutschland einen Preis von 52,9 ct/kg für konventionelle/gentechnikfreie Milch nach dem amtlichen Standard mit 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß.
Damit steuern die Milcherzeugerpreise auf ein neues Rekordergebnis zu, das das bisherige Allzeithoch aus dem Ausnahmejahr 2022 von 53,18 ct/kg übertreffen dürfte. Nur massive Verwerfungen am Milchmarkt könnten dies noch verhindern. Unsicherheiten gibt es mit der Zollpolitik der US-Regierung, den geopolitischen Konfliktherden in der Ukraine und im Nahen Osten sowie den diversen Tierseuchen ausreichend. Diese sind jedoch unberechenbar und die Milch- bzw. Lebensmittelindustrie sind oftmals krisenrobuster als andere Industriezweige, bedienen sie doch eines der essenziellen Grundbedürfnisse der Menschheit, die Nahrung.
Quelle: Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt Juli 2025 | Autor: Dr. Kerstin Keunecke, AMI









